Bis zur Terrornacht des 10. November 1938 stand gegenüber des Humboldtplatzes auf Hausnummer 7 die Vereinssynagoge des Israelitischen Tempel- und Schulvereins für den 10. Gemeindebezirk Favoriten. 1896 wurde diese Synagoge nach Plänen des Architekten Jakob Gartner errichtet. Etwa 700 BesucherInnen fanden in dem Tempel Platz. In der Pogromnacht wurde das Gebäude zerstört, danach geplündert und abgetragen. Wie alle anderen jüdischen Vereine in Österreich, wurde auch der Tempelverein für den 10. Bezirk aufgelöst und die Liegenschaft des vernichteten Synagogenbaus 1939 „arisiert“, wie der rassistische Begriff für die Beraubung der jüdischen Bevölkerung während der NS-Terrorherrschaft lautete. Im Grundbuch fanden sich ab diesem Unrechtsereignis die Namen Richard und Friedrich Vojta wieder.
Nach dem Ende des NS-Staates sind nur wenige Überlebende der Vernichtungspolitik nach Wien zurückgekehrt. Der Israelitischen Kultusgemeinde Wien wurde die Rechtsnachfolge für die vielen aufgelösten jüdischen Vereine zugesprochen, deren ehemalige Mitglieder entweder vertrieben oder in den Vernichtungslager des Unrechtsregimes grausam ermordet worden waren. 1949 wurde ihr schließlich auf Antrag durch die so genannte Rückstellungskommission das Eigentumsrecht an der Liegenschaft des ehemaligen Huboldttempels zurückgegeben. Auf Kaufpreisentschädigung wurde jedoch kein Anspruch zuerkannt, da der Einzug der Liegenschaft als sogenannte Aufbauumlage erfolgt sei. Am 1. September 1954 erfolgte der Verkauf an die „Wirtschaftsgenossenschaft von Wiener Molkereien, Käsereien und Milchgroßhandel“ (EMKA). Die Auflage, in Abstimmung mit der IKG Wien eine Marmortafel zum Gedenken an die Synagoge zu errichten, wurde nur halbherzig umgesetzt. Die Gedenktafel an der in der Folge errichteten Wohnhausanlage war viel zu hoch angebracht und vor allem durch die zunehmende Verwitterung schlicht unleserlich. 1956 übernahm der Verein der Freunde des Wohnungseigentums das Gebäude.
Auf Betreiben des Kulturraum 10 erfolgte zuerst die Erneuerung der Gedenktafel am Haus selbst und nach jahrelangem Drängen wurde erreicht, dass im Mai 2014 schließlich alle Parteien der Bezirksvertretung für Favoriten gemeinsam einen Antrag eingebracht haben, der die Möglichkeit der Errichtung eines Denkmals zur Erinnerung an die Synagoge vorsah. Dieser Antrag ist der Kulturkommission des Bezirks zugewiesen worden und im Arbeitskreis Gedenkpolitik der Kulturkommission unter dem Vorsitz von Bezirksrätin Sascha Resch (Grüne) schließlich zu einem positiven Ergebnis gebracht worden.
Seit dem 2. November 2017 steht das von der Architektin und Künstlerin Barbara Asimus entworfene Denkmal im Humboldtpark. Es zeigt die Umrisse der Tempelfassaden aus Glas und in der Sockeloberfläche eingelassen den Grundriss der Innenräume des Tempels. Der Betonsockel entspricht im verkleinerten Maßstab der Grundfläche des zerstörten Gebäudes. An den Sockelrändern befinden sich die Inschriften:
- Humboldttempel 1896-1938. Zerstört in der Pogromnacht 10.11.1938
- Niemand hat das Recht zu gehorchen. (Hannah Arendt)