Ein Nachruf von Mag. Alice Fehrer für den Kulturraum 10 – Verlesen am 22. Stumm und Laut Filmfestival am Columbusplatz (11. – 13. August 2022)
Sehr geehrte Damen und Herrn, wir möchten unser diesjähriger Filmfestival unserem lieben Südiroler/Favoritner Freund Oswald Kuppelwieser widmen der leider im vorigen Monat, nach langer Krankheit aber dennoch unerwartet, verstorben ist.
Buonasera signore e signori. Desidero dare un caldo benvenuto al nostro ventiduesimo festival cinematografico qui a Columbusplatz. Quest’anno vogliamo dedicare il nostro festival del cinema al nostro caro amico, compagno e presidente Oswald Kuppelwieser, che purtroppo quest’anno non può esserci.
Ohne Oswald würde es diesen Filmfestival wohl gar nicht mehr geben. Er hat es weitergetragen als seine Mitstreiter*innen auf Grund ihres fortgeschrittenen Alters alles hinwerfen wollten. Er hat sich ein neues Team gesucht und einfach mit dem Kulturraum 10 einen reboot gewagt. Zuversichtlich, dass das sich alles schon irgendwie ergeben wird.
Egal was passierte Oswalds Lieblingsworte waren immer: „A geh des geht schon.“ Wolkenbruch über Favoriten, eisige Kälte im August, 2 Jahre Corona … „A geh des geht schon.“ Oswald war immer zuversichtlich, dass sich die Dinge, wenn man ein bisschen was dafür tut, schon ergeben würden.
Er war ein positiver Mensch und auch ein glücklicher Mensch, der zwar durchaus in der Lage war, seinen politischen Willen durchzusetzen aber niemals zu seinem Vorteil, sondern immer nur dort wo er es für notwendig befand. Dass er mit ganzem Herzen ein „Grüner“ war und sich für die Umwelt und die Menschen, die sich darin befanden, einsetzte muss ich niemanden erzählen der ihn kannte. Und die, die ihn nicht kannten, unter Ihnen, die wissen es jetzt.
Auf seine Initiative hin wurde das Denkmal für die Synagoge am Humboldtplatz errichtet die in der Reichskristall Nacht zerstört wurde. Auf seine Initiative hin wurde ein Gedenkort für die während der NS- Zeit von der Heller-Wiese vertriebenen Roma, Sinti und Lovara errichtet. Gemeinsam mit der Familie Stojka wurden dort – im „Baranka-Park“ – eine Gedenktafel aufgestellt und ein Kastanienbaum gepflanzt. Und alljährlich fand und findet dort ein multikulturelles Grätzl-Open-Air mit Harri Stojka statt, bei dessen Organisation Oswald immer tatkräftig mithalf, das letzte Mal noch im Mai des heurigen Jahres. Sein letztes Projekt, zur Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung der jüdischen Mitbürger in Favoriten konnte er nicht mehr vollenden, aber wir werden versuchen es zu einem würdigen Abschluss zu bringen.
Oswald setzte sich auch leidenschaftlich für die Gleichstellung aller hier lebenden Menschen ein uns so war es für ihn eine Selbstverständlichkeit, dass er auch bei der Diskussion um die ein Museums der Migration (hier in Favoriten) mit dabei war. Ich könnte viele, viele andere Beispiele nennen von Projekten, in die er initiierte oder bei denen er tatkräftig unterstütze er, die das Leben ein bisschen lebenswerter machten in diesem Bezirk aber dann würden wir den nun folgenden Film heute wohl nicht mehr sehen.
Wir, ich spreche hier für den Kulturraum 10 haben ihm so viel zu verdanken, und ich als Bewohnerin dieses Bezirkes noch viel mehr. Oswald hat mein Leben bereichert, er hat es lustiger, spannender, interessanter und ein bisschen grüner gemacht.
Ich werde ihn vermissen als Freund, als Mentor, als Vorsitzender unseres Vereins. Ich danke hier an dieser Stelle noch seiner Frau Andrea, die ihn uns so oft und so viele Stunden ausgeborgt hat und die immer mit so viel Liebe, Würde und Respekt behandelt hat, seinen Kindern, die ihn auch bei diversen Vereinsaktivitäten unterstütz haben und all seinen Freunden und Mitstreiter*innen, dafür, dass sie mitgekämpft haben, um uns allen das Leben etwas leichter zu machen.
Oswald: „Der Vorsitzende kommt zuerst und geht zuletzt.“
Dieses Mal leider nicht, wir vermissen dich.
Es war mir eine Freude, dich kennenzulernen!
È stato un piacere conoscerti. Ciao ragazzo!