18. Jänner 2019 / 19:00 Uhr / Sonnwendgasse 38, Lokal 1, 1100 Wien
Manchen fehlt nur ein Buchstabe, von vielen ist bloß ein durch etliche Jahre Luftverschmutzung entstandener Abdruck ihrer bereits abmontierten Beschilderung übrig. Leerstände, wie der mittlerweile etablierte stadtsoziologische Fachbegriff für unvermittelbare Geschäftslokale ist, durchziehen die urbane Landschaft auch in Favoriten. Manche dieser Läden existieren als dem Verfall preisgegebene städtische Ruinen seit Jahrzehnten, wie deplatzierte Monumente einer verschwundenen Welt. Andere wechseln so rasch das Gewerbe, dass sie einem live ablaufendem Zeitraffer der Krise und des Scheiterns gleichen. Manchmal blitzen hinter den lieblosen Klebefolienschildern der Oberfläche einer im Rasen befindlichen Ökonomie die oft Jahrzehnte im Schatten verborgenenÜberreste typographischer Schichten von Vorgängergeschäften auf. Fragmente der zumeist in handschriftlicherAntiqua gesetzten 1950er Jahren blicken dann auf die im Retrozustand befindliche Geschäftigkeit der Gegenwart. Vielfach verweilen die Überreste der letzten Zuckungen eines Betriebs als knallige Auslagengestaltung des permanenten Aus-, Schluß- und Räumungsverkaufs, über Jahre hinweg vor den seither leeren Regalen, als ob der letzte Tag vor dem Ende stets gestern gewesen wäre. Gleichzeitigkeit der Ungleichzeitigkeit – Stagnation sowohl im Verfall der permanenten Leerstände, als auch an den Orten hochfrequenter Geschäftsaufgabe. Die Frage nach einer lebenswerten nachhaltigen Welt erfordert die andauernde Verhandlung einer Übereinkunft am Scharnier zwischen Stabilität und Bewegung. Was mit den Fotografien von Georg Kö in dieser Ausstellungsichtbar wird, ist, was das Scheitern oder die Aufgabe dieser Verhandlungstätigkeit in unserer Lebenswelt verursacht: Alles kippt in die Extreme – „rasender Stillstand“ hat Paul Virilio dazu in einem seiner Essays gesagt …
Vernissage: 18. Jänner 2019 um 19:00 Uhr, Sonnwendgasse 38, Lokal 1, 1100 Wien
Geöffnet jeweils Di 17–19 Uhr und Do 15–19 Uhr, Eintritt frei!